Unser „Lächeln-Macher“ – ein Plädoyer für ältere Hunde
Endlich war es soweit – mein Wunsch nach einem Hund sollte in Erfüllung gehen. Ich war auf Teilzeit gegangen und bei meinem Mann bestand die Möglichkeit, einen Hund mit ins Büro zu nehmen. Es fehlte nur noch der Hund. Mein Mann hatte keinerlei Hundeerfahrung und war anfangs nur bedingt begeistert von der Idee. Da der Plan war, den zukünftigen Hund auch mit ins Büro zu nehmen, sollte es kein Welpe sein. Wir beschlossen, einen älteren Hund zu uns zu holen.
Dann fügte sich alles zusammen – ich sah „Tiere suchen ein Zuhause“ und dort wurde Brunetta – heute Bella - vorgestellt. Es war Liebe auf den ersten Blick. 4 Jahre ist Bella nun schon bei uns. Am 1.11.23 feiern wir ihren elften Geburtstag. Grund genug, darüber zu schreiben, wie schön es ist, auch ein älteres Tier zu sich zu nehmen. Bella ist so sehr ein Teil unseres Lebens geworden - sie zeigt uns Tag für Tag, wie sehr sie zu uns gehört und dass es ihr bei uns so richtig gut geht.
Klar – es gab und gibt Höhen und Tiefen. Leider hat sich nach dem 2. Mittelmeer-Check herausgestellt, dass Bella eine Ehrlichiose mitgebracht hat. Mit viel Hilfe ihrer erfahrenen Pflegemama Claudia und einer (nach langem Suchen) guten Tierärztin sowie Unterstützung des Instituts Parasitus Ex haben wir die Erkrankung jedoch sehr gut in den Griff bekommen und sie ist inaktiv - nach gut einem Jahr haben sich alle Werte fast normalisiert.
Bella war mit ihren 7 Jahren noch ein sehr unerfahrener Hund. Lange Spaziergänge oder ein echtes Sozialverhalten kannte sie nicht. So haben wir anfangs mit ihr eine Hundeschule besucht – allerdings nur sehr kurz, denn dann kam Corona. Zu Beginn war ihr Verhalten anderen Hunden gegenüber unsicher, dies hat sich aber mit der Zeit und vielen Hundebegegnungen gelegt. Mit den meisten Hunden kam sie nach relativ kurzer Zeit gut klar. Anfangs hat sie auch nie gespielt, wie sollte sie das auch in Gefangenschaft auf Sardinien gelernt haben? Aber es gab immer wieder Überraschungen und unerwartete Entwicklungen. Nach ca. 1 Jahr hat sie ein Faible für kleine Rüden entwickelt, die sie häufig mit wildem rotierendem Schwanzwedeln und für sie völlig untypischen Spielaufforderungen begrüßt – für uns immer wieder echte Glücksmomente!
Bella hat sich als eine echte Persönlichkeit herausgestellt. Sie ist meistens tiefenentspannt und Krach durch Rasenmäher, Staubsauger oder sogar Bohrhammer in ihrer Nähe interessieren sie überhaupt nicht. Berührungen durch ihr fremde Menschen mag sie jedoch nicht und zeigt dies auch deutlich. Leckerchen nimmt sie allerdings ohne Gegenwehr gerne entgegen, was im Büro schon zu der Challenge geführt hat, wer es als erster schafft, sich durch Leckerchen bei ihr so beliebt zu machen, sie doch mal krabbeln zu dürfen. Ansonsten ist sie ein sehr ruhiger Hund und bellt so gut wie nie. Das Einzige, was sie richtig ernst nimmt, ist die Aufgabe, uns und unser Haus mit lautem Gebell zu verteidigen, wenn jemand klingelt (irgendwo muss da ein Hütehund Gen mit im Spiel sein). Jagdtrieb ist dagegen so gut wie nicht vorhanden, was uns bei Spaziergängen in Wald und Feld die Freiheit gibt, sie ohne Leine laufen zu lassen.
Und sie ist ein „Lächeln-Macher“, es gibt kaum Menschen, denen sie nicht ein Lächeln ins Gesicht zaubert, wenn sie ihr begegnen. Sie ist halt eine sardische Schönheit.
Auch wenn sie eine Hündin ist, die recht selbstbestimmt ist und öfter mal selbst entscheidet, was sie will (oder nicht will), hängt sie sehr an uns und zeigt dies auch deutlich. Die anfängliche Skepsis bei meinem Mann ist verflogen. Bella hat ihm keine Chance gelassen und sein Herz im Sturm erobert. Wir freuen uns über jeden Tag, den sie bei uns ist und darüber, dass wir uns entschieden haben, sie zu uns zu holen. Wir bereuen es keine Sekunde und es ist wunderschön zu erleben, einem Tier, das so viel Leid erfahren musste, noch ein schönes sicheres Zuhause und viel Liebe schenken zu können. Wir bekommen so viel mehr zurück, als wir ihr geben können.
Wir können daher nur jeden ermutigen, auch „älteren“ Hunden diese Chance zu geben!!