Sardinien, unser Besuch auf Hope im September 2023

 

Mein Mann Alexander und ich machten dieses Jahr im September Urlaub auf Sardinien, mit unseren beiden Hunden. Die sanfte Blana, von saving dogs aus einem Canile in Olbia, ist seit 3 Jahren bei uns. Und die quirlige Coco, die ein Jahr nach Blana als Mischlingswelpe aus einem Zufallswurf zu uns kam. Die Blana hilft mehr Hund zu sein, auch mal wild und ausgelassen zu toben oder zu kuscheln.

 

Also wir vier sind in Sardinien, und wir überlegten Marion Doufas zu fragen ob wir Hope besuchen dürfen. Evtl. wäre es auch für Claudia eine besondere Begegnung einen der adoptierten Hunde wiederzusehen.

 

Hope! Das Gelände sehen. Hunde aus den Caniles. Das wäre was! Wir fragen bei Marion nach, und direkt kam von Karin Loebnitz, die selber zu der Zeit mit ihrem Mann Günther auf Hope ist „klar, kein Problem, kommt vorbei.“

 

Tage später treffen wir Karin an der vereinbarten Kreuzung und fahren hintereinander her, zu Hope. Es geht über unbefestigte Pisten vorbei an Schafherden, mal ein paar Rinder oder Ziegen auf gelb vertrockneten Weiden, trockene gelbe Erde, die Straßen holperig, über 30°, Olivenbäume, Korkeichen, Gestrüpp, wilde Landschaft, zugewucherte Zäune. Irgendwann hält Karin an und zeigt auf ein Tor eines eingezäunten Grundstücks: „Hier fängt Hope an!“

 

Bei meinem ersten Kontakt mit saving dogs las ich viel auf der Inernetseite, auch über Hope. Ich war sehr berührt von der Idee, eine Auffangstation zu haben die als Zwischen-Unterkunft dient für die zu vermittelnde Hunde aus den Caniles. Straßen Notfälle, Findlinge und Welpen in abgestellten Kartons, aufgegebene ausgesetzte kranke Hundeseelen kann man hier kurzfristig aufnehmen und versorgen, durchchecken, gesundheitlich, körperlich, seelisch, ihnen einen Platz bieten damit sie zur Ruhe kommen können. Was für eine geniale Idee und was für ein Geschenk!

 

Jetzt sind wir tatsächlich selber hier vor Hope, in dem trockenen, heißen, staubigen Klima von Sardinien. Wir fahren weiter an einem sehr stabilen Zaun entlang, und dann nähern wir uns der Einfahrt. Hinter dem Zaun in einem eingezäunten Bereich steht ein großer, weißer wuscheliger Hund und begrüßt uns schwanzwedelnd und bellend. Ronny! Ich freue mich so diesen Hund live zu sehen, über den ich immer wieder gelesen habe. Wir fahren aufs Grundstück und sind überrascht wie riesig das Terrain ist. Karin, Günther und Claudia begrüßen uns herzlich. Es ist genial hier, eingezäunte große und kleine Flächen, ein kleines Haus, Olivenbäume und andere Bäume die Schatten bieten, und weiter hinten das Hope Hunde Terrain, separat abgetrennt mit den Zwingern.

 

Karin führt uns rum und zeigt und erklärt uns alles. Da sind zwei Quarantäne Boxen mit Freilauf, für ungeimpfte Hunde oder solche die erstmal isloiert werden müssen. Wir kommen durch ein gesichertes Tor in den wirklich großen Freilaufbereich, der an zwei Seiten von großen Zwingern flankiert ist. Es stehen viele Planschbecken im Schatten, jetzt ohne Wasser. Bei dem Wetter hier kann man sich gut vorstellen eine pure Freude für die Hunde. Darin zu baden, zu liegen und zu toben, Wasser kennenlernen. Die Freilaufzeit ist jetzt vorbei und die Hunde sind alleine oder zu zweit in den Zwingern. „Hier lernen wir die Hunde kennen, und sehen wie sozialverträglich sie sind. Wir können nicht alle auf einmal laufen lassen. Wir müssen sie beobachten und sehen wie sie sich benehmen, dabei bleiben und eventuell einschreiten. Wir lassen die Hunde deshalb eingeteilt in passenden Gruppen laufen, sodaß wir die unterschiedlichen Charaktere schrittweise zusammenführen können.“ Es fällt sofort auf dass die Zwinger total sauber sind, jeder Hund hat eine riesige gefüllte Wasserschüssel, es gibt immer einen Schattenbereich, einen Freilaufbereich und einen Liegeplatz. Die Hunde benehmen sich ganz unterschiedlich, manche kommen sofort schwanzwedelnd ans Gitter und wollen gestreichelt werden, manche sind zurückhaltend oder schüchtern, und manche bellen. Die Hunde sind alleine oder zu zweit im Zwinger. Karin stellt uns jeden Hund vor, manche kenne ich von der Website. Sie erzählt uns welcher Hund schon vermittelt ist und wann abreist, welche Hunde ganz neu hier sind. Problemhunde und Notfälle.

 

Wenn ein Hund frisch aus dem Canile hier ankommt, bekommt er die Behandlung die er braucht: waschen, entfilzen, von Ungeziefer befreien, wiegen, messen, ärztlich versorgen, Wunden säubern und behandeln, verbinden, entwurmen, Ohren säubern. Impfen, kastrieren, durchchecken und bei Verdacht Blutuntersuchung. Das heißt Besuch beim Tierarzt. Das richtige Futter auswählen, den Hund beobachten und betreuen, liebevoll versorgen, beruhigen, streicheln. Evtl absondern von den anderen Hunden und separat versorgen. Auf Hope gibt es mehrere getrennte Freilaufflächen mit Abstand zueinander, sodaß immer die Möglichkeit besteht Hunde einzeln oder in passenden Mini Gruppen laufen zu lassen.

 

Bei unserem Rundgang wird mir bewußt wieviel Arbeit nicht nur die Tiere beanspruchen, wieviel Arbeit ausserdem in dem Projekt Hope steckt. Karin und ihr Mann Günther sind 6 Monate im Jahr auf Hope, arbeiten hier professionell mit Claudia zusammen und kümmern sich um alles. Das Gelände muss gepflegt werden, Sträucher geschnitten, Pflanzen gebändigt, sinnvoll für verschiedene Fälle unterteilt sein, stabile Zäune wurden gebaut, die muss man erstmal organisieren und vor Ort haben, Bäume wurden gepflanzt, Tore gebaut, die Müllentsorgung organisieren, Lagerflächen für Futter. Und was noch alles im Hintergrund passiert, von weiteren Helfern vor Ort unterstützt: Die Caniles besuchen, Hunde aussuchen, Gespräche führen, Fotos und Videos machen, die Administration die dran hängt, Amtstierarzt, Papiere, Genehmigungen, die Hunde beschreiben und das im Netz veröffentlichen, den Transport organisieren, Fahrt und Fähre timen. Puh, enorm was die drei hier alles stemmen.

 

Wir lassen unsere Hunde raus, die im gekühlten Auto im Schatten gewartet haben. Zuerst habe ich Bedenken ob unsere Blana an ihre Canile Zeit erinnert wird, durch die Zäune und das Gebell der Hunde, durch die Gerüche und die Luft, und womöglich Angst bekommt. Aber weit gefehlt, Blana läuft schwanzwedelnd herum und beschnuppert alles neugierig. Irgendwie hat sie Hope als guten Ort in Erinnerung. Vielleicht als ein Ort in dem ihr neues Leben begann, wo sie liebevoll aufgenommen wurde, wo sie sich das erste Mal frei bewegen konnte. Sie ist völlig gelöst und entspannt. Natürlich möchte Claudia unbedingt Blana wiedersehen, und wir möchten auch sehen wie die beiden sich begrüßen. Claudia kniet sich neben Blana, spricht mit ihr, strahlt wie ein Mensch nur strahlen kann, streichelt Blana so liebevoll und zart wie man einen Hund nur streicheln kann, umarmt sie vorsichtig und wiederholt mehrmals: „Amore, finalemente sei libera, finalemente, Amore!“ (Meine Liebe, endlich bist Du frei, endlich, meine Liebe!“) Uns kommen die Tränen, uns allen. Wir sind so berührt, wir schweigen selig und strahlen freudig. Ein so inniges Wiedersehen, und Glückseligkeit bei Claudia über ihre glückliche Blana. Ob sie auch ohne leine Laufen darf? Jaaaaa! Wie schön dass sie mit einem zweiten Hund zusammen lebt! Ja, so ist es.

 

Schliesslich sitzen wir im Schatten zusammen und unterhalten uns. Karin erzählt noch von verschiedenen Problemen mit den Behörden, von den Kontrollen denen Hope natürlich auch unterliegt. Und von den Caniles, dass manche richtig gut arbeiten, manche richtig schlecht. In welchen Verstrickungen die Caniles stecken können, in welche Verstrickungen man versuchte saving-dogs hineinzuziehen, gegen welche Verleumdungen sie kämpfen mussten. Dass es Caniles gibt die mit den Hunden Geld verdienen und deshalb keinen einzigen Hund abgeben möchten, dass die Hunde dort nicht immer die ärztliche Versorgung bekommen die sie brauchen, geschweige denn das richtige Futter. Dass manche Caniles die Hunde völlig verwahrlosen lassen, andere mit Hundeschützern gut zusammen arbeiten, gleich ob mit italienischen oder ausländischen.

 

Sie berichtet aber auch von den Erfolgen, wie beispielsweise die Kastrations-Aufklärung die saving-dogs im direkten Umkreis betreibt, oder dass die Menschen in der Umgebung so langsam Vertrauen zu den „deutschen Hundeschützern“ gewinnen. Dass man mittlerweile miteinander spricht, und dass der Erfolg von saving-dogs in der guten Zusammenarbeit des gesamten Teams liegt, und in ihrer Beständigkeit vor Ort. Der Erfolg, der sich in der zahlreichen Hundevermittlungen niederschlägt.

 

Wir danken Karin, Claudia und Günther für den eindrucksvollen Besuch, wir sind beseelt als wir abfahren, und wir freuen uns über jeden einzelnen adoptierten Hund. Es war eine Augenweide zu sehen dass Hope so viel mehr ist als Hoffnung, Hope ist ein neuer Start. Körperlich und seelisch.

 

Was für eine tolle Arbeit macht Ihr da, Ihr alle zusammen, in Deutschland und in Italien. Danke Danke Danke!