Chicca, die Vorlese-Hündin

Ihr fragt Euch zurecht, was es damit auf sich hat. Es ist die außergewöhnliche, herzerwärmende Aufgabe der Maremma-Mischlingshündin Chicca, die 2016 adoptiert wurde. Wir finden die Geschichte großartig und möchten sie deshalb ungekürzt mit Euch teilen.
Chiccas Mama Kirsten berichtet:

 

Liebes Team von Saving-Dogs,

 

als wir 2016 einen neuen Hund suchten, stießen wir auf Eure tolle Organisation. Wir sind große Herdenschutzhunde-Fans, da wir den eigenständigen Charakter dieser Tiere sehr schätzen. Dieses Mal suchten wir eine Hündin, die als wichtigste Grundvoraussetzung haben sollte: eine hohe Kinderverträglichkeit! Wir haben viele Kinder im familiären Umfeld und als Sonderpädagoge ist mein Mann ebenfalls ständig mit Kindern umgeben – die Hündin sollte an diesem Leben stressfrei teilhaben können und unser aller Leben bereichern.

 

Mit einer tollen Beratung, viel Zeit für intensives Kennenlernen und einem großen Verständnis für uns und die Hunde habt ihr uns den größten Hundeschatz vermittelt, den wir finden konnten: Maremma-Mix Chicca.


Seit Frühjahr dieses Jahres sind Chicca und ich nun auch ehrenamtlich im Einsatz, und zwar ist unsere liebe Chicca in Zusammenarbeit mit der Stadtbibliothek Köln-Sülz und der tiergestützten Therapeutin Veronica Steinkampf nun eine „Vorlesehündin“!

 

Was das ist? Chicca und ich sind einmal die Woche für eine Stunde in der Bibliothek mit einer kleinen Gruppe Grundschulkindern (3 Kinder), die eine Leseschwäche haben und die nun abwechselnd Chicca aus ihren Büchern mehr oder weniger laut vorlesen. Jedes Kind liest ungefähr 5-10 Minuten und darf dann Chicca mit einem Keks belohnen. Danach ist dann das nächste Kind dran, und so geht es zweimal im Kreis.

 

Dabei hört Chicca einfach nur zu und genießt die Anwesenheit der Kinder. Die Kinder wiederum sitzen rund um Chicca herum und dürfen sie auch jederzeit streicheln oder mit ihr kuscheln. Einzige Regel: immer nur ein Kind!

 


Welche pädagogischen Ziele hat eine „Lesehundstunde“? Kinder lieben Tiere und Hunde machen Spaß, die Anwesenheit des Hunds bringt nachweißlich Entspannung; entspannter Puls – ruhige Atmung. Zudem vermittelt der Hund eine konstante Wertschätzung, unabhängig von der Leistung: dem Hund ist es egal, ob das Kind stottert oder zu leise liest, egal wie das Kind aussieht, ein Hund kritisiert nicht! Ich übrigens auch nicht, ich achte nur auf die Zeit und die Einhaltung der Hunde-Regeln, ich gehe nicht auf das Vorlesen kritisch ein.

So machen die Kinder positive Erfahrung im Vorlesen und dieses positive Gefühl kann im regulären Schulunterricht wieder abgerufen werden. Die Kinder verlieren die Angst vorm Vorlesen und Vortragen, sie entdecken darüber hinaus Freude am Vorlesen und Lesen. Als weitere Effekte kommen eine Verbesserung der Lesefähigkeit, verbesserte Sprachkompetenz, Förderung der Konzentration, Verbesserung der Kommunikationsfähigkeit und Stärkung des Selbstbewusstseins hinzu – keine schlechte Leistung für einen Hund, oder? Nach dem Lesen wird dann noch ein bisschen mit dem Hund trainiert und gekuschelt, und somit erleben die Kinder zudem noch eine Kompetenz über das Spielen mit dem Hund. Alles zusammen ist dies eine ganzheitliche Förderung, ein physiologischer wie auch psychischer Prozess gleichermaßen.

Fand Chicca es früher immer eher langweilig, wenn ich mit ihr in die Bibliothek gegangen bin, um mir einen Stapel Bücher zusammenzusuchen, so freut sie sich jetzt jedes Mal sehr, denn jetzt weiß sie: hier wird gekuschelt, hier sind Kinder, die sie lieben – und hier gibt’s Kekse aus klebrigen Kinderhänden, eine Delikatesse!